23. Dezember 2015: Viel zu warm um diese Zeit

 

„Tauwetter bis ins Hochgebirge“, sagt der Nachrichtensprecher, „2015 ist das wärmste Jahr, seit es Aufzeichnungen gibt.“ „In Reichenau an der Rax hatte es heute 17,1 Grad“, lautet eine Meldung in der Ö1-Sendung „Abendjournal“. Das milde Winterwetter ist Thema vieler Gespräche, vor allem in den Wintersportgebieten. Die Wissenschafter sagen, der Alpenraum sei besonders stark betroffen vom Klimawandel. Das hat sicher auch mit dem Rückgang der Gletscher zu tun. 

 

Während die Temperatur im Zeitraum seit 1880 im globalen Mittel um 0,84 Grad gestiegen ist, betrug die Erwärmung in Österreich 2 Grad, die Hälfte davon seit 1980. Das heißt, in Österreich wirkt sich der Klimawandel deutlich stärker aus, und die Folgen sind bereits zu messen.

 

Die Gletscher der Alpen werden zum Großteil verschwinden, heißt es lapidar in den Beschreibungen der Klimazukunft. Das klingt so, als handle es sich nur um einen sehr bedauerlichen Wandlungsprozess in der alpinen Landschaft, sozusagen um verloren gehende Schönheit.

 

Aber leider ist es eine Tatsache, dass mit dem Rückgang der Gletscher der Klimawandel an Fahrt zulegt und sich die Folgen extremer Wetterereignisse besonders im Gebirge stark verschlimmern.

 

1) Die Gletscher sind natürliche „Kühlanlagen“:

 

Im Hochgebirge fielen die Niederschläge in vorindustrieller Zeit meist als Schnee und speisten die Gletscher. Das Gletschereis drängte ins Tal hinunter und bildete Gletscherzungen, die weit in tiefere Lagen hinunterreichten und daher im Sommer am Ende abschmolzen. So hielten sich Nährgebiet und Zehrgebiet im Gleichgewicht.

 

Beim Schmelzen von Gletschereis wird enorm viel Wärme „verbraucht“. Um 1 m3 Eis bei null Grad zu schmelzen, also vom festen in den flüssigen Zustand überzuführen, sind fast 100 kWh Wärmenergie nötig. Deshalb hat das Abschmelzen der Gletscher einen kühlenden Effekt.

 

Außerdem reflektieren die Gletscherflächen die Sonnenstrahlen und verringern dadurch die Aufwärmung der darüberliegenden Luft. Die Gletscher ermöglichen es zudem, dass in sommerlichen Hitze- und Trockenheitsphasen dennoch die Gebirgsbäche genügend Wasser führen und so die Flüsse speisen können.   

 

2) Je kleiner die Gletscher werden, desto geringer wird auch ihre kühlende Wirkung:

 

Die meisten alpinen Gletscher sind bereits deutlich geschrumpft, manche in beängstigendem Ausmaß. Deshalb hat die kühlende Wirkung abgenommen. Denn die wärmeverbrauchende, d. h. kühlende Wirkung schmelzenden Eises nimmt mit der schrumpfenden Gletschermasse ab, und kleinere Gletscherflächen reflektieren weniger Sonnenlicht ins All.

 

3) Regen setzt den Gletschern zu:

 

Im Zuge der Klimaerwärmung fallen Niederschläge auch im Hochgebirge immer öfter als Regen, selbst im Winter. Die Gletscher werden daher nicht nur immer weniger mit frischem Schnee gespeist, sondern im Gegenteil immer häufiger durch Regen zum Schrumpfen gebracht.

 

4) Mit dem Verschwinden der Gletscher steigt die zerstörerische Wirkung der Wetterextreme:

 

In Hitze- und Trockenphasen fallen die Pegelstände der Flüsse extrem, weil durch das Fehlen von Gletschern auch deren Schmelzwasser ausbleibt. Andererseits führen Starkregen bzw. länger anhaltende Regenphasen schnell zu Hochwasser, weil es im Hochgebirge immer häufiger regnet statt schneit.