13. September 2014: Angstmache

 

Laut einer Studie des Energieinstitutes der Johnnes-Kepler-Universität in Linz soll die von der EU bis 2030 vorgesehene Reduktion der CO2-Emissionen in Österreich bis zu 16.600 Jobs kosten. Hauptverantwortlicher für diese Studie ist der Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider, der mit dieser Angstmache indirekt bekennt, dass ihm der Klimaschutz kein wichtiges Anliegen ist.

 

Wäre Professor Schneider ein Befürworter des Klimaschutzes, dann würde er angesichts der Tatsache, dass sich der Klimawandel nicht mehr leugnen lässt, eher für mehr Klimaschutzmaßnahmen eintreten und Vorschläge machen, wie Wirtschaft und Gesellschaft der gewaltigen Herausforderung des Klimaschutzes entsprechen können.

 

Natürlich können wir nicht 100%ig beweisen, dass wir Menschen Verursacher oder Mitverursacher des Klimawandels sind. Wir können aber auch das Gegenteil nicht beweisen. Deshalb ist es vernünftig, ja sogar – wegen der enormen Tragweite des Problems – unsere Pflicht, die Klimagasemissionen, vor allem den CO2-Ausstoß, vorsorglich zu reduzieren. Das heißt, unseren Energieverbrauch durch Nutzung der Potenziale bei der Energieeffizienz zu senken und auf erneuerbare Energien umzusteigen. Das erfordert Anstrengungen und Umschichtungen, die einerseits Arbeitsplätze kosten, andererseits neue Arbeitsplätze entstehen lassen. Zusätzlich bringt es uns Vorteile: geringeren Energieverbrauch, Unabhängigkeit von Energieimporten aus politisch problematischen Ländern, Exportchancen bei Energietechniken usw.

 

Dass sich Industrie-Bosse wie VOEST-Chef Wolfgang Eder zu Wort melden und ihre Bedenken gegen die Energiewende äußern, ist verständlich. Denn auf die energieintensive Industrie warten große Herausforderungen. Für sie wäre es natürlich am einfachsten, weiterhin das zu produzieren, was sie schon bisher produziert hat, und so zu produzieren, wie sie es bisher getan hat. Und das mit steigendem Gewinn, damit die Dividenden für die Aktionäre passen. Klimaschutz betrachten daher manche Industriechefs als Störfaktor, denn er erfordert Umdenken, Änderungen, Umschichtungen – sowohl bezüglich Produktionsweisen und Energieeinsatz als auch in Bezug auf die Produktpalette.

 

Für die großen Energieversorger bedeutet die Energiewende Verlust an Macht.  

 

Aber „Wirtschaft“ ist nun einmal nicht ein absoluter Bereich für sich, sondern Produktion von Gütern und Leistung von Diensten zur Befriedigung von Bedürfnissen – z. B. des Grundbedürfnisses nach Erhaltung der Lebensgrundlagen und des Schutzes des Klimas. Klimaschutz und Industrie sind kein Widerspruch. Klimaschutz bedeutet Arbeit, Gewinn, Arbeitsplätze!

 

Selbstverständlich muss der energieintensiven Industrie bei der Energiewende unter die Arme gegriffen werden. Aber sie muss sich auch zur Anpassung entscheiden und Herausforderungen annehmen.

 

Die Verlagerung von Industriebereichen in Niedriglohnländer, womit Industriebosse oft drohen, ist praktisch nur möglich, weil sich mit dieser Verlagerung die Transportkosten weniger zu Buche schlagen, als Einsparungen bei den Lohn- u. Energiekosten möglich sind. In Summe müsste die Verlagerung eigentlich zu einer Verteuerung führen, was derzeit leider nicht der Fall ist, weil die Politik es verabsäumt, die externen Kosten der Transporte kreuz und quer durch ganz Europa, ja um den gesamten Globus (Umweltkosten, Klimakosten…) zu internalisieren und deshalb die Transportkosten schrittweise zu erhöhen.