Stellungnahme

 

des Summerauer-Bahn-Ausschusses der Oö. Plattform Klima, Energie und Verkehr zum Projekt RegioTram Linz-Gallneukirchen-Pregarten:

 

 Die Idee, von Linz über Gallneukirchen nach Pregarten eine Schienenverbindung zu errichten, ist alt und sinnvoll. In Normalspur-Ausführung (1435 mm Spurweite) wäre es das zweite Gleis der Summerauer Bahn, das ja zwischen Pregarten und Linz dringend gebraucht wird. Aber das Land Oberösterreich und die Stadt Linz planen hier eine Schalspurbahn (900 mm Spurweite) mit der Bezeichnung "RegioTram" als Verlängerung der geplanten zweiten Straßenbahnachse durch Linz.  

  

  • Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass die Errichtung einer Schienenverbindung Linz-Gallneukirchen-Pregarten geplant ist.

 

  • Der Ausschuss spricht sich jedoch dafür aus, dass neben der Schmalspur-Variante auch die Normalspur ernsthaft geprüft wird.

 

  • Mit einem normalspurigen Gleis bestünde die Möglichkeit, diese Schienenverbindung als zweites Gleis der Summerauer Bahn zu konzipieren.

 

  • Auf der Summerauer Bahn ist langfristig ein durchgehendes zweites, schnellzugtaugliches Gleis notwendig, vorrangig zwischen Linz und Pregarten. Es wäre sinnvoll, dieses zweite Gleis Linz-Pregarten über den Gallneukirchner Raum zu führen. 

 

  • Ein normalspuriges Gleis Linz-Gallneukirchen-Pregarten wäre ein wichtiger Teil eines ganzheitlichen, das gesamte oö.Schienennetz umfassenden ÖV-Konzeptes. Es wäre integraler Bestandteil der Summerauer Bahn und würde sowohl dem Gallneukirchner Raum als auch ländlichen Regionen und peripheren Gebieten des Bezirkes Freistadt zugute kommen.

 

  • Eine Normalspurlösung hat den Vorteil der Kompatibilität mit dem restlichen Oberösterreich, Österreich, Europa.

 

  • Ebenso würde mit diesem Gleis die Summerauer Bahn als Teil der internationalen Pyhrn-Schober-Achse über Linz und Graz deutlich aufgewertet werden und somit dem internationalen Bahnreise- und Bahngüterverkehr ein Dienst erwiesen werden.

 

  • Es ist daher ein Fehler, sich bei Planung und Ausbau des Schienennetzes nur auf den Linzer Großraum und ausschließlich auf die Straßenbahnvariante zu konzentrieren.

 

 

1)      Verkehrspolitische Ziele:

 

Langfristig wird auf der Summerauer Bahn ein durchgehendes zweites Gleis notwendig, wobei der Strecke Linz-Pregarten Priorität einzuräumen ist. Verkehrsverlagerung zum ÖV bzw. zur Schiene ist notwendig bzw. muss ermöglicht werden (Klimaschutz, teurer werdende Treibstoffe, Staus auf den Straßen…). Dazu muss die Schieneninfrastruktur verbessert bzw. erweitert werden.

 

Bezüglich Schienenverbindung Linz-Gallneukirchen-Pregarten ist zu berücksichtigen, dass nicht nur der Gallneukirchner Raum eine attraktive, leistungsfähige Schienenverbindung mit Linz braucht, sondern auch der Bezirk Freistadt, dessen Rückgrat im ÖV die Summerauer Bahn bildet. Außerdem ist die Summerauer Bahn auch Teil einer wichtigen internationalen Nord-Süd-Verbindung, auf der ebenfalls eine Zunahme des Verkehrs zu erwarten ist. Das heißt, die Schienenverbindung Linz-Gallneukirchen-Pregarten muss im Kontext mit der Summerauer Bahn geplant werden.

 

2)      Ausgangssituation:

 

Unbefriedigender Ist-Zustand auf der Summerauer Bahn, vor allem zwischen Linz und Pregarten:

 

Derzeit sind die Fahrzeiten auf der Summerauer Bahn unattraktiv. Zwischen Linz und Pregarten sind Nahverkehrszüge eine Dreiviertelstunde unterwegs, durchfahrende Züge eine halbe Stunde. Gründe für diese langen Fahrzeiten sind einerseits die Streckenlänge (Linz Hbf – Pregarten Bf 32 km gegenüber 18,5 km Luftlinie), bedingt durch den ungünstigen Trassenverlauf über das Donau- und Gusental, andererseits die zahlreichen engen Gleisbögen (siehe beiliegende Abbildung), die nur niedrige Geschwindigkeiten zulassen. Außerdem schränkt die Eingleisigkeit die Kapazität der Strecke stark ein.

 

Der geplante „selektiv zweigleisige“ Ausbau der Summerauer Bahn bringt nur magere Fortschritte. Er sieht vor, von Linz bis Pulgarn bzw. St. Georgen an der Gusen ein zweites Gleis zum bestehenden Gleis zu legen, ansonsten aber nur die Ausweichgleise in den Bahnhöfen zu verlängern, die Blockabstände zu verkürzen, Bahnsteige zu errichten und die Zugänglichkeit zu ihnen zu verbessern.

 

 

3)      Diskussionsvorschläge:

 

Für die Errichtung eines durchgehenden zweiten Gleises Linz-Pregarten gibt es drei Möglichkeiten:

Variante 0: Zweites Gleis direkt neben dem bestehenden Gleis, das extrem lang und kurvenreich ist

Variante 1: Zweites Gleis in der Nähe des Bestandes

Variante 2: Zweites (und selektiv drittes) Gleis über den Gallneukirchner Raum

 

 

Variante 0 – Zweites Gleis parallel zum Bestand:

 

Zwischen Linz und Pulgarn bzw. St. Georgen an der Gusen ist ein zweites Gleis geplant.

 

Aber für die restliche Strecke bis Pregarten ist es wenig sinnvoll, das durchgehende zweite Gleis entlang der bestehenden kurvenreichen und langen Bahnstrecke zu planen. Die Bahn kann trotz Zweigleisigkeit bezüglich Fahrzeiten nie mit dem PKW-Verkehr auf der Autobahn A7 mithalten und ist somit zu wenig attraktiv.

 

 

Variante 1 – Zweites Gleis in der Nähe des Bestandes:

 

Ein durchgehendes zweites Gleis, das ab Pulgarn bzw. ab St. Georgen bis zur Haltestelle Schloss Haus in vom Bestand abweichender, schnellzugtauglicher Linie verlaufen würde, brächte einen bedeutenden Fortschritt. Mit diesem Gleis wäre eine deutliche Verkürzung der Strecke Linz-Pregarten möglich, und zwar sogar auf 26 km, wenn das zweite Gleis schon ab Pulgarn bis Schloss Haus weitgehend getrennt vom Bestand geführt würde (Variante 1 b in der Abbildung. In diesem Fall würde von den Haltestellen nur der Bahnhof Lungitz mit einbezogen).

 

Für diese gesplittete zweite Trasse wären einige Tunnels nötig (laut beiliegender Abbildung insgesamt 7,6 km), und die Steigung würde auf dem 4,4 km langen Teilstück zwischen Lungitz und der Ortschaft Frensdorf 16,7 %o betragen (davon 4 km im Tunnel).

 

Dieses zweite Gleis würde hauptsächlich den schnellen Personenzügen (internationale Schnellzüge und REX-Züge Linz-Summerau-Linz) zur Verfügung stehen.

 

Nachteil von Variante 1: Es wird mit diesem Gleis keine neue Region erschlossen.

 

  

Variante 2 – Zweites (und selektiv drittes) Gleis über Gallneukirchen:

 

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass auf der Summerauer Bahn zwischen Linz und Pulgarn bzw. St. Georgen Zweigleisigkeit geplant ist. Weitere Planungen bezüglich eines durchgehenden zweiten Gleises bis Pregarten existieren offiziell nicht. Im Gegenteil: Es wurde bereits in den 1990er Jahren diskutiert, ob es nicht sinnvoll wäre, eine neue Bahntrasse über den Gallneukirchner Raum zu planen (siehe Beilagen).

 

Der Vorteil einer normalspurigen, schnellzugtauglichen Bahnstrecke Linz-Gallneukirchen-Pregarten liegt darin, dass sie einerseits Ergänzung und vollwertiger Teil der bestehenden Summerauer Bahn ist, andererseits zugleich eine neue Region erschließt. Dieses Gleis lässt wegen seiner flachen Linienführung (große Radien) hohe Geschwindigkeiten zu und dient deshalb den schnellen Personenzügen (internationale Schnellzüge und REX-Züge Linz-Summerau-Linz). Zugleich steht es aber natürlich auch dem Nahverkehr (Schnellbahnverkehr) zur Verfügung.

Somit gibt es Nahverkehr sowohl auf der bestehenden Bahnlinie Linz-St.Georgen-Pregarten als auch über Gallneukirchen. Dasselbe gilt für den Güterverkehr.

 

 

 

4)      Vorteile bei den Normalspurvarianten:

 

a)      Der Bezirk Freistadt profitiert von einem durchgehenden zweiten, normalspurigen, schnellzugtauglichen Gleis Linz-Pregarten:

 

Mit den REX-Zügen aus Summerau, die bis Pregarten alle Halte bedienen, können die Zugfahrgäste ab Pregarten umsteigefrei und mit hoher Geschwindigkeit bis in den Linzer Raum durchfahren und in kürzester Zeit (Viertelstunde) den Linzer Hauptbahnhof erreichen (in umgekehrter Richtung in analoger Weise). Der Bahnverkehr ist somit bezüglich Fahrzeit endlich konkurrenzfähig mit dem PKW-Verkehr auf der A 7 und S 10.

 

Dazu betriebliche Details:

-          Zwischen Summerau und Pregarten fahren der REX-Triebzug und die Schnellbahngarnitur gekoppelt, und in Pregarten trennen sie sich (automatische Kupplungen). Der REX-Triebzug fährt bis in den Linzer Raum durch (Halt im „Vorverteiler-Knoten“) und erreicht in kürzester Zeit den „Hauptverteiler-Knoten“, den Hauptbahnhof Linz. Die Schnellbahn-Garnitur fährt unmittelbar nachher in Pregarten ab und bedient alle Halte über den Gallneukirchner Raum.

-          Zur Schnellbahn Pregarten-St.Georgen-Linz kann man in Pregarten umsteigen.

-          Busfahrgäste aus bahnfernen Gebieten des Bezirkes Freistadt steigen in Freistadt, Kefermarkt usw., vor allem aber in Pregarten zu den REX-Zügen um (Pregarten als Nahverkehrs-Knoten).

-          Analog in umgekehrter Richtung.

 

Eine Normalspurverbindung ist sehr schnell in der Stadt und bietet im Vorverteilerknoten direkte Umsteigemöglichkeiten zu den Hauptachsen des Öffentlichen Verkehrs (z.B. 2. Linzer Straßenbahnachse). Eine Straßenbahn fährt etwas langsamer bis zur Stadt und bleibt dann in der Stadt bis zum endgültigen Ziel öfters stehen. Die Summe der Fahrzeit bis zum Ziel dürfte bei beiden Varianten ähnlich sein.

Damit die Bahn überhaupt eine ernstzunehmende Alternative zur S10 werden kann, muss sie einerseits in dichtem Takt fahren und andererseits schneller sein. Beides ist nur mit einer beschleunigten und unterhalb von Pregarten größtenteils zweispurigen Bahnstrecke möglich. Beide Kriterien wären mit einer Normalspurverbindung über den Gallneukirchner Raum erfüllt. Gleichzeitig stellt diese Bahnlösung auch eine schnelle Nahverkehrsverbindung für den Bereich Gallneukirchner Becken nach Linz dar. Es würden hier also zwei Fliegen auf einen Streich geschlagen werden.

 

 

b)     Aufwertung der internationalen Nord-Süd-Achse:

 

Mit dem zweiten, normalspurigen, schnellzugtauglichen Gleis wird nicht nur die Summerauer Bahn aufgewertet, sondern auch die gesamte internationale Nord-Süd-Achse über Linz und Graz.


 

5)      Zweifel an der ausschließlichen Konzentration auf die Straßenbahnlösung:

 

Mit einer schmalspurigen Variante können diese Vorteile nicht erreicht werden:

  • Keine schnelle Bahnverbindung zwischen dem Bezirk Freistadt und dem Linzer Raum und dem Linzer Hauptbahnhof und somit keine Konkurrenzfähigkeit mit dem System Straße.
  • Schmalspur-Garnituren können nicht auf der Strecke Pregarten-Summerau fahren und Normalspur-Garnituren umgekehrt nicht auf der Spurweite der Linzer Straßenbahn. Das heißt, in Pregarten muss man umsteigen.
  • Kein Gewinn für die Summerauer Bahn als Teil einer internationalen Achse.
  • Die Summerauer Bahn bleibt von Pulgarn bzw. St. Georgen bis Pregarten (und wahrscheinlich bis Summerau) eine eingleisige Bahnstrecke mit all den einschränkenden Folgen durch zu geringe Kapazität und Attraktivität.

 

Andererseits steht fest:

  • dass erstens eine attraktive Schienenverbindung von Pregarten über den Gallneukirchner Raum nach Linz notwendig ist,
  • und dass zweitens auch ein durchgehendes zweites, schnellzugtaugliches Gleis für die Summerauer Bahn, vorrangig zwischen Linz und Pregarten, gebraucht wird.

 

Mit der normalspurigen Bahnstrecke Linz-Gallneukirchen-Pregarten erreicht man beide Ziele:

"RegioTram Linz – Gallneukirchen -– Pregarten ja, aber bitte normalspurig"!

 

Wenn also das Betriebskonzept RegioTram gewählt werden soll, dann sinnvollerweise auf Normalspur. Darauf können ein Zug, Leichtzug, Light Rail, TramTrain, TrainTram, (siehe etwa das System Karlsruhe) und moderne universelle Schienenfahrzeuge fahren.

 

Während die Errichtung der Autobahn vor rund 40 Jahren erfolgte, wurde die Bahnstrecke vor 140 Jahren errichtet und ist in ihrem Streckenverlauf noch weitgehend unverändert.

In diesen 140 Jahren ist die Bevölkerung nicht entlang der Bahn gewachsen, sondern vor allem in den letzten Jahren 40 Jahren entlang der Autobahn.

D.h. die Trasse der Summerauerbahn ist in den letzten Jahren vor allem im unteren Abschnitt immer mehr ins Abseits geraten. Wenn man heute bauen würde, würde man die Bahn nicht mehr auf dieser einsamen Trasse bauen.

Umso mehr ist jetzt, wo die Entscheidung ansteht, in welcher Form Schienenverbindungen in dieser Region errichtet werden sollen, die Gesamtsicht in den Vordergrund zu rücken.

Die mittel- bis langfristige Ausbauplanung der Summerauer Bahn muss hier mit einer Schienenverbindung auf der Strecke Linz - Gallneukirchen - Pregarten koordiniert werden.

 

6)      Kostengesichtspunkte:

 

Für den Autoverkehr werden dzt. (S10) auf der Achse Linz - Freistadt 720 Millionen EURO verbaut, weitere 250 Mio EURO sind bis zur Grenze vorgesehen, rd. 200 Mio EURO wurden in der Vergangenheit schon für die A7 bis Unterweitersdorf ausgegeben. Für eine Ost-Umfahrung von Linz, die ca. 400 bis 600 Mio EURO kosten kann, wird schon eine Trasse gesucht. D.h. in Summe 1.700 Mio EURO für den Straßenverkehr.

Wie viel an Investitionskosten im Bereich der Bahn notwendig sein werden, um dieser geballten Straßenoffensive entgegenwirken zu können, ist kritisch zu ermitteln. Die geplanten 360 Mio EURO für die Summerauerbahn dürften jedenfalls nicht ausreichend sein. Aber selbst wenn diese 360 Mio und darüber hinaus noch weitere 500 Mio für eine Normalspurbahn über das Gallneukirchner Becken eingesetzt würden, ergäbe das gerade einmal die Hälfte der Investitionen, die in die Straße gesteckt werden sollen.

 

7)      Fazit:

 

Daher fordert der Summerauer-Bahn-Ausschuss der Oö. Plattform Klima, Energie und Verkehr, dass bezüglich Schienenverbindung Linz-Gallneukirchen-Pregarten auch Normalspurvarianten untersucht werden, die es ermöglichen, dass diese Schienenverbindung ein integraler Bestandteil der Summerauer Bahn und des gesamten oberösterreichischen Schienennetzes werden kann.