17. November 2016: Deprimierende Fakten zur Klimasituation

Was die Staaten in Paris an Maßnahmen zugesagt haben, ist zu wenig
2016 war weltweit das wärmste Jahr, seit es Aufzeichnungen zur Temperatur gibt. Schon jetzt ist es um 1,2 Grad Celsius wärmer als in der vorindustriellen Zeit war. Wenn die Staaten nicht deutlich mehr für den Klimaschutz leisten, als sie in Paris zugesagt haben, dann wir die Temperatur weltweit um 2,9 bis 3,4 Grad Celsius steigen.


Trockenheit in Marokko

Seit Jahren herrscht in Marokko extreme Trockenheit, vor allem im Süden. Die Flüsse trocknen aus. Die Bauern bewässern ihre Felder aus Pumpwerken, sodass der Grundwasserspiegel bedrohlich gesunken ist.


Dürre in Syrien

Von 2006 bis 2009 führte die Dürre in Syrien dazu, dass eineinhalb Millionen Syrer vom Land in die Stadt flohen. Ebenso viele Flüchtlinge kamen aus dem Irak. Die Not dieser Flüchtlinge war u. a. die Ursache für die Revolution in Syrien und den folgenden Bürgerkrieg.


Tiere kleiner als vor 50 Jahren
Mit dem Klimawandel werden Tiere und Pflanzen allmählich kleiner. Offenbar passen sie sich damit an die wärmer und oft auch trockener werdende Umwelt an. Wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass Landtiere vor allem unter dem Einfluss steigender Temperaturen schrumpfen. Mit steigender Temperatur intensiviert sich der Stoffwechsel und steigt somit der Energieverbrauch. Wenn die Organismen diesen Mehrverbrauch nicht durch vermehrte Nahrungsaufnahme und andere Anpassungen ausgleichen, wirkt sich das auf ihr Wachstum negativ aus.

 

„Fossil des Tages“ – ein Negativ-Preis
Jeden Abend wurde während der UN-Klimakonferenz in Marrakesch vom Climate Action Network (Zusammenschluss internationaler Klima- und Umweltorganisationen) der Negativ-Preis „Fossil des Tages“ vergeben.

15. November 2016: EU-Kommission mit dem Negativ-Preis „Fossil des Tages“ ausgezeichnet
Der EU-Kommission wird vorgeworfen, dass ihre Politik zwischen 2020 und 2030 zur Verhinderung der Erderwärmung im Vergleich zu dem, was sie leisten könnte, uninspiriert und wenig ambitioniert sei. Die EU-Kommission habe angekündigt, bis 2030 27 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Das sei eine lächerliche Steigerung, denn 24 Prozent würde die EU auch ohne Anstrengungen schaffen. Außerdem habe die EU-Kommission vor, den Vorrang des grünen Stroms im Netz zu Fall zu bringen.

 

Ebenfalls den ersten Platz bei der Wahl zum "Fossil des Tages" zugesprochen bekommen haben die sogenannten Umbrella-Staaten (Australien, Kanada, Japan, Neuseeland, Kasachstan, Norwegen, Russland, Ukraine und die USA). Sie alle haben sich geweigert, einer Überprüfung ihrer Selbstverpflichtungen (Intended Nationally Determined Contributions (sogenannte INDCs) vor 2020 zuzustimmen.  


Einige Tage vorher erhielt die EU als Ganze die Negativ-Auszeichnung „Fossil des Tages“. Man bemängelt, dass sie in Klimafragen zunächst Vorreiter gewesen sei (hatte am Kyoto-Vertrag festgehalten), ihre Klimaschutz-Anstrengungen aber in letzter Zeit nicht beeindruckend gewesen seien. Die Kluft zwischen Aussagen und Umsetzung sei zu groß. Die EU habe an Ansehen eingebüßt, weil das EU-Parlament das Pariser Abkommen erst ratifizierte, als bereits 68 Staaten das Abkommen ratifiziert hatten.

 

16. November 2016: Österreich belegt den zweiten Platz beim „Fossil des Tages“

Begründet wird dieser Negativ-Preis damit,

- dass erstens Österreich zwar den Klimaschutz predige, aber nichts tue. "Österreich hat diese Auszeichnung mehr als verdient. National wie international legt Österreich im Klimaschutz eine katastrophale Leistung hin“, heißt es in einer Aussendung von Greenpeace. „Der Klimavertrag von Paris ist und bleibt hierzulande ein leeres Versprechen", sagte Adam Pawloff, Klima- und Energiesprecher von Greenpeace in Österreich. Der Emissions-Ausstoß sei auf dem gleichen Stand wie im Jahr 1990, "obwohl Österreich die besten Voraussetzungen hätte, um auf erneuerbare Energien umzusteigen".

- Zweitens schweige Österreich bisher bei der internationalen Klimafinanzierung. "Afrikanische Staaten erleben Dürren, kleine Inselstaaten sind durch den steigenden Meeresspiegel in ihrer Existenz bedroht und Österreich schaut nur zu", meinte Pawloff. In Paris wurden ab 2020 100 Milliarden US-Dollar jährlich für weniger entwickelte Staaten versprochen. Aber von Österreich fehle die Zusage für die internationale Klimafinanzierung, Österreich lege sich trotz mehrfacher Nachfrage nicht fest, so die Kritik. Minister Andrä Rupprechter müsse die Beschlüsse von Paris ernst nehmen und endlich handeln. "150 Millionen Euro an staatlichen Zuschüssen pro Jahr wären ein fairer Beitrag Österreichs", sagte der Sprecher.

Stellungnahme von Minister Andrä Rupprechter:
Er berechne den Klimaschutzbeitrag Österreichs nicht nach dem Treibhausgas-Ausstoß pro Kopf, sondern nach der Wirtschaftsleistung (Ausstoß pro BIP). Und da sei Österreich gut aufgestellt. „Wir haben uns mit dem Pariser Abkommen dazu verpflichtet. Und wir werden auch insgesamt im EU-Kontext unsere Leistungen zur internationalen Klimafinanzierung zum internationalen Klimafonds erbringen. Das ist unbestritten. Zu behaupten, dass es keine Zusagen gibt, das stimmt ganz einfach nicht. Die Ratifizierung des Pariser Abkommens ist die Zusage.“
(Quelle: Ö1-Radiosendung „Morgenjournal“ vom 17. November 2016)


Stellungnahme von Stefan Schleicher, Klimaexperte und Professor für Volkswirtschaftlehre an der Uni Graz:

Die Berechnung des Klimaschutzbeitrags nach der Wirtschaftsleistung sei ein Indikator, der wenig darüber aussage, welche Potenziale ein Land habe, um den Treibhausgasausstoß zu reduzieren. Die Emissionsbilanz solle sich nicht an der Produktion orientieren, sondern am Verbrauch, am Konsum. Das würde bedeuten, dass wir die importierten Güter dazuzählen. Das wäre rund ein Drittel der im Inland ausgewiesenen Emissionen. Österreich habe beim Klimaschutz dadurch viel erreicht, dass die Produktion ausgelagert wurde, vor allem nach Asien.
Aus der österreichischen Bilanz herausrechen müsste man die Emissionen aus dem Tanktourismus. Denn bis zu einem Viertel der in Österreich getankten Treibstoffe wird exportiert. Doch auch dann wäre der Verkehr das Hauptproblem bei der Treibhausbilanz, betont Schleicher.
(Quelle: Ö1-Radiosendung „Mittagsjournal“ vom 17. November 2016)