20. September 2016: Kritik an Klimapolitik der Regierung

 

Die Klimaexpertin Helga Kromp-Kolb und die Umweltorganisationen Greenpeace, WWF und Global 2000 werfen der Bundesregierung vor, bezüglich Erfüllung der Beschlüsse von Paris nicht konsequent genug zu handeln. 

 

Bis 2050 muss der Ausstieg aus der fossilen Energie vollzogen sein. „Aber bis jetzt geht nichts weiter“, kritisiert die Klimaexpertin Helga Kromp-Kolb. „Mit Online-Konsultationen (1) alleine, an denen sich Bürger beteiligen können, wird das CO2 nicht weniger. Wir müssen jetzt sofort anfangen, sehr stark einzusparen“, betont sie. Zunächst müsse man dort ansetzen, wo es „leicht geht“: Sanierung von Wohnungen/Häusern und Umstellung der Heizungen auf erneuerbare Energie, denn jeder zweite Haushalt heize in Österreich noch fossil. So könne man dafür sorgen, dass es am Ende noch Reserven für schwierige Sektoren gebe, wie den Verkehr und die energieintensive Industrie.

 

Von großer Bedeutung ist, dass sich bezüglich Klimaschutz die Experten einig sind: 240 Wissenschafter haben gemeinsam einen Klima-Sachstandsbericht erarbeitet. Leider hat die Politik noch nicht darauf reagiert. Warum? Kromp-Kolb: „Ich glaube, dass die Politik in einem Spannungsfeld von verschiedenen Interessensgruppen steht. Und die haben offensichtlich viel mehr Einfluss als die Realität.“

 

Um gegen diese Widerstände den wissenschaftlichen Fakten zum Durchbruch zu verhelfen, schlägt Kromp-Kolb vor, eine Koordinationsstelle einzurichten, die zentral beim Bundeskanzleramt anzusiedeln sei.

 

Wenn Österreichs Politik weiterhin so wenig Konsequenz an den Tag lege, dann drohe Österreich „zum Verlierer zu werden“, warnt die Expertin. „Dann haben wir, glaube ich, den Anschluss an den Rest der Welt verloren. Dann sind wir ein Entwicklungsland, weil wir die Innovationen und das neue Denken nicht mitbekommen haben.“ Kromp-Kolb fordert einmal mehr, dass Österreich Schrittmacher und Mitgestalter beim Klimaschutz sein müsse.

 

 

 

(1) Bis 18. September 2016 war es möglich, zum „Grünbuch für eine integrierte Energie- und Klimastrategie“ (Mai 2016) Fragen zu beantworten.

Nähere Infos und Download „Grünbuch für eine integrierte Energie- und Klimastrategie“: www.konsultation-energie-klima.at

 

 

 

Quelle: „Mittagsjournal“, Radiosendung auf Ö1vom 20. September 2016.