27. August 2019 (II): Sind die Europäer tatsächlich die Hauptabnehmer von Rindfleisch aus Brasilien? Wie viel kommt nach Österreich?

 

Brasilien ist weltweit größter Rindfleischexporteur und zweitgrößter Sojabohnenproduzent. Dafür fallen große Gebiete des Amazonas-Regenwaldes der Brandrodung zum Opfer. Die brasilianischen Einsatzkräfte sind mit den Löscharbeiten überfordert. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro will die am G7-Gipfel in Aussicht gestellte Unterstützung aber dennoch nicht annehmen. Eine Katastrophe für Natur und Klima, hinter der zum Großteil wirtschaftliche Interessen stecken dürften.

 

Durch Brandrodung entstehen in Brasilien Weideflächen für Rinder und Agrarflächen für Sojabohnen. Die Brände werden nach Meinung zahlreicher Experten zu einem großen Teil gelegt. Dahinter stehen einerseits große Produzenten, die Präsident Bolsonaro unterstützt, andererseits auch verarmte Bauern, die auf diese Weise zu Land kommen. Leidtragende sei auch die indigene Bevölkerung, wie Andreas Novy (1), Ökonom und Brasilien-Experte an der Wiener Wirtschaftsuniversität, erklärt. Generell sei Bolsonaro verantwortlich für die Verrohung der Gesellschaft, sagt Novy.

 

Brasilien hat 200 Millionen Einwohner. Ebenso groß ist die Zahl der weidenden Rinder. Hauptabnehmer von brasilianischem Rindfleisch ist China, an zweiter Stelle steht Hongkong und erst an dritter die EU. Hauptabnehmer von Sojabohnen ist China.

 

Und wie steht es mit Österreich? Österreich ist Rindfleisch-Exportland: Drei Mal so viel Rindfleisch wird exportiert, wie importiert wird. Im heutigen Ö1-Mittagsjournal-Studiogespräch (2) erklärte Franz Sinabell vom WiFo (3), dass Österreich zuletzt 58.000 Tonnen Rindfleisch importierte, aber nicht von Brasilien, sondern vor allem aus anderen EU-Ländern; nur 1,3 Prozent kamen direkt aus Brasilien.

 

Ähnlich verhält es sich bei Soja und Sojaprotein. Nach Österreich kommt nur wenig direkt aus Brasilien, indirekt viel über europäische Verarbeitungsstätten, wie vor allem aus Deutschland und Holland.

 

Insgesamt importiert Österreich aus Brasilien Waren im Wert von 450 Millionen Euro, hauptsächlich Agrarprodukte wie Kaffee, Früchte, Fruchtsäfte und Futtermittel. Österreich exportiert aber wesentlich mehr, fast doppelt so viel, hauptsächlich Industrieprodukte. 

 

  1. a. o. Univ. Prof. Dr. Andreas Novy, Wirtschaftsuniversität Wien, Vorstand des Instituts Multi-Level Covernance and Development, Obmann der Grünen Bildungswerkstatt

  2. Mittagsjournal-Radiosendung auf Ö1 vom 27. August 2019  

  3. Priv. Doz. DI Dr. Franz Sinabell, WiFo, 1030 Wien, Arsenal    

 

 

28. August 2019: Brasiliens Regierung will sich doch helfen lassen

 

Angesichts der verheerenden Brände im Amazonas-Regenwald hat die unter wachsendem Druck stehende brasilianische Regierung ein Stück weit eingelenkt. Die Regierung sei „offen“ für finanzielle Unterstützung, solange dies die „brasilianische Souveränität“ nicht verletze und die Verwendung der Mittel „in unserer Verantwortung steht“, sagte Präsidentensprecher Otávio Rêgo Barros am Dienstagabend. Brasiliens ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro hatte zunächst wegen einer angeblichen Einmischung eine Soforthilfe von 20 Millionen Dollar (rund 18 Millionen Euro) abgelehnt, welche die G7-Staaten im Kampf gegen die Waldbrände zugesagt hatten.

 

 

Quelle: Wörtliche Wiedergabe eines Berichtes aus den Salzburger Nachrichten vom 29. August 2019

 

Das G7-Treffen fand vom 24. bis 26. August in Biarritz (Frankreich) statt.

Mitglieder: Frankreich, Deutschland, Italien, England, Japan, Kanada, USA + EU