8. September 2015: CO2 – Kreislauf kontra Einbahn

 

Die FPÖ-Umweltsprecherin Susanne Winter kann zwischen Kreislauf-CO2 und Einbahn-CO2 nicht unterscheiden. Deshalb erhielt sie von den Umweltorganisationen Global 2000, Greenpeace, Klimabündnis und WWF den ersten „Black Globe Award“. Der Negativpreis zeichnet die prominentesten Klimawandelleugner und Klimaschutzbremser in Österreich aus.

 

Erst im Juli hat Susanne Winter, Umweltsprecherin der FPÖ, auf ihrer Facebook-Seite den Klimawandel als ein „einziges mediales Lügengebäude“ bezeichnet, „das zum Einsturz gebracht werden muss“. Als Rednerin im Nationalrat betonte sie im Juli, „dass alle Insekten des Globus mehr CO2 durch ihre Atmung erzeugen als die globale Industrie“. Derartige Aussagen machten es der Jury der Umwelt-NGO’s nicht schwer, ihr die Negativ-Auszeichnung „Black Globe Award“ zu verleihen.

 

Auch ihr Parteichef Heinz-Christian Strache zählt zum immer kleiner werdenden Lager der Klimawandelleugner. Seiner Ansicht nach ist die Erwärmung der Erdatmosphäre eine völlig natürliche Angelegenheit.

 

Die Klimaschutzbremser findet man auch in anderen politischen Parteien – und auch in der Medienbranche. Nur halten sie sich mit plumpen Wortmeldungen eher zurück und agieren im Hintergrund gegen den Klimaschutz.

 

Die Aussage von Susanne Winter macht einen betroffen, ja traurig. Wie ist es möglich, dass über elementare Zusammenhänge in der Natur derartige Unwissenheit herrscht? Ist es denn so schwer zu verstehen, dass Tiere und Menschen doch nur Kohlenstoffdioxid ausatmen können, dessen Kohlenstoff in den verspeisten Pflanzen enthalten war?

 

Tiere und Menschen können sich nur von Pflanzen ernähren, direkt bzw. indirekt – und nicht von den fossilen Energieträgern Erdöl, Kohle und Erdgas. Folglich ist der Kohlenstoff des ausgeatmeten Kohlenstoffdioxids pflanzlichen Ursprungs. Die nachwachsenden Pflanzen nehmen Kohlenstoffdioxid wieder auf und bilden aus dem Kohlenstoff des Kohlenstoffdioxids und aus Wasser ihre eigene Körpersubstanz für das Wachstum. Sie ernähren sich sozusagen von Kohlenstoff und Wasser. Der Kohlenstoff befindet sich somit im Kreislauf.

 

Das von den Insekten ausgeatmete CO2 mit den CO2-Emissionen der Industrie zu vergleichen ist daher dumm – oder bewusste Irreführung. Denn die Industrie-Emissionen stammen hauptsächlich aus der Verbrennung fossiler Energieträger und führen zu einer Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre und in den Meeren.

 

 

 

Vielleicht tut es uns gut, zum besseren Verständnis der belebten Natur ein bisschen die Schulbank zu drücken:

 

 

 

1) Der Kohlenstoffkreislauf in der Natur funktioniert schon viele Millionen Jahre

 

Produzenten: Die Pflanzen besitzen die wichtige Eigenschaft, sich von Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O) zu ernähren. Mit Hilfe der Sonnenenergie synthetisieren die Pflanzen die beiden Stoffe – unter Ausscheidung von Wasserdampf (Verdunstung) und Sauerstoff (O2) – und bilden C6H12O6 (Glucose, Traubenzucker), die Grundlage für das Wachstum von Biomasse.

Bruttogleichung der Photosynthese: 6CO2 + 12 H2O à C6H12O6 + 6O2 + 6H2O

Den größten Teil es Traubenzuckers verwandeln die Pflanzen weiter in Stoffe, aus denen sie sich selbst aufbauen (Zellulose, Stärke usw.).

 

Konsumenten: Menschen und Tiere ernähren sich von Pflanzen. Bei langsamer Verbrennung des Kohlestoffes, der in der Nahrung enthalten ist, entsteht CO2, das ausgeatmet wird.

Bruttogleichung der Verbrennung (Oxidation): C6H12O6 + 6 O2 à 6 CO2 + 6 H2O

Die Nahrung stammt letztlich immer von den Pflanzen, auch wenn wir Menschen Fleisch essen und Raubtiere andere Tiere fressen. Erst die Pflanzen schufen die sauerstoffreiche Atmosphäre (21 % Sauerstoff, 78 % Stickstoff, 1 % andere Gase), die für das tierische und menschliche Leben nötig ist.


Graphik aus: Lach/Meixner/Sgaga/Wulz, Arbeitslehrbuch für Physik/Chemie für die 4. Klasse Hauptschule, Elfriede Rötzer Verlag, Eisenstadt 1978. Bearbeitung, Erweiterung, ergänzende Texte: Klimaschutz-Initiative ks-i

 


Dieser Vorgang müsste sich in unvorstellbarem Ausmaß beschleunigen, um das laufend freigesetzte CO2 wieder in Biomasse binden zu können. Im selben Tempo müsste die Fossilisation fortschreiten. Da dies aber nicht möglich ist, gelangt nun seit ca. 150 Jahren durch die Verbrennung fossiler Ener-gieträger zusätzlicher Kohlenstoff in zunehmendem Ausmaß in die Atmosphäre, wo er sich – gebun-den an Sauerstoff im Kohlenstoffdioxid CO2 – anreichert. Beachtliche Mengen an CO2 werden auch vom Meer aufgenommen, was zur Übersäuerung des Meerwassers führt.

 

Diese Anreicherung in der Atmosphäre (und im Meer) hat – wie oben dargestellt wurde – damit zu tun, dass die Natur diesen Kohlenstoff über den Umweg der Pflanzen nur extrem langsam fossilisieren (wieder im Boden einlagern) kann – unvorstellbar langsamer als das heutige Tempo der Kohlenstoff-Freisetzung.




2) Die Kohle-Erdöl-Erdgas-Einbahn in die Sackgasse

 

Es gibt kein Entkommen aus der Tatsache, dass unsere Atmosphäre deutlich mehr vom Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) enthält als noch vor dem Industriezeitalter:

Vorindustriell: 0,028 Prozent

Heute:            0,040 Prozent


Quelle: www.bmwfw.gv.at – Energiestatus – Energiestatus 2015 (Entwicklung bis 2013) – Seite 97

http://www.bmwfw.gv.at/EnergieUndBergbau/Energiebericht/Seiten/default.aspx



Treibhauseffekt verursachende Spurengase

Anteil am weltweit vom Menschen verursachten Treibhauseffekt 1

Treibhausgasemissionen Österreichs 2012 2

Kohlenstoffdioxid CO2

Methan CH4

Distickstoffoxid N2O

Fluor-Gase (FKW, FCKW, SF6 , NF3)

Andere Gase

60 %

20 %

5-6 %

10 %

Rest

84,7 %

6,6 %

6,5 %

2,2 %

 

Der in der Luft enthaltene Wasserdampf (Luftfeuchtigkeit) wird nicht unter dem Titel „Treibhaus-gase“ geführt, ist aber das wichtigste Treibhausgas. Sein Beitrag zum natürlichen Treibhauseffekt beträgt 60 %. Der Mensch erhöht indirekt den Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre, weil durch die globale Erwärmung die Lufttemperatur und damit die Verdunstungsrate steigen. Dabei handelt es sich um den wichtigsten, die globale Erwärmung verstärkenden Rückkopplungsfaktor.1


Quellen: 1 Wikipedia “Treibhausgas”

               2 www.bmwfw.gv.at – Energiestatus – Energiestatus 2015 (Entwicklung bis 2013) – Seite 97

   http://www.bmwfw.gv.at/EnergieUndBergbau/Energiebericht/Seiten/default.aspx



Das Schlimme ist, dass sich der Überschuss beim Spurengas CO2 kaum abbauen kann. Er stammt ja von fossilen Energieträgern (Kohlenwasserstoff-Verbindungen), deren Kohlenstoff vor Millionen von Jahren der Atmosphäre entzogen wurde, indem Biomasse mit dem darin enthaltenen Kohlenstoff immer wieder von Sedimenten überdeckt wurde und so in die Gesteinszone verlagert wurde. Vor Milli-onen von Jahren enthielt die Luft noch mehr CO2 als heute, sodass das Klima wärmer und die Wetter-extreme ärger als heute waren. Der Sauerstoff, den die Pflanzen an die Luft abgaben, reicherte sich in der Luft an, sodass menschliches Leben möglich wurde.

 

Statt den Kohlenstoff in der Erde ruhen zu lassen, holt ihn nun der Mensch mit atemberaubendem Tempo heraus und verbrennt ihn zu Kohlenstoffdioxid. Seit Beginn der Industrialisierung stieg die globale Temperatur um 0,85 Grad. Das viel beschworene 2-Grad-Ziel, das nicht überschritten werden soll und zu dem man sich auch beim G7-Gipfel am 8. Juni in Bayern bekannt hat, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit der Klimaerwärmung um 2 Grad eine deutliche Zunahme der Wetterextre-me verbunden ist und regionale Klimaverschiebungen zu befürchten sind. Außerdem muss man be-denken, dass die um 2 Grad erhöhte globale Temperatur kein Dauerzustand bleiben darf, da sonst der weitaus größte Teil der Eismassen der Erde schmelzen würde – mit fatalen Folgen wegen des steigenden Meeresspiegels (Der Meeresspiegel steigt seit 1993 um durchschnittlich 3,2 mm pro Jahr).