10. Oktober 2012: Erdbeeren aus China und Nordseekrabben aus Marokko 

 

Weil Energie zu billig ist und die Arbeitskosten zu hoch sind, pssieren die sonderbarsten Dinge.

 

Anlässlich einer sensationellen Brechdurchfall-Epidemie in Deutschland wurde bekannt, dass eine Firma tonnenweise Tiefkühl-Erdbeeren aus China importiert hat. Na und, werden manche Leser jetzt sagen, die Zwiebeln aus Neuseeland haben noch mehr Kilometer drauf! Das stimmt, aber wir sollten wachsam bleiben, damit wir uns nicht an den Wahnsinn gewöhnen.

 

Irgendwann sind also in China Erdbeeren gewachsen. Man hat sie eingefroren und in einem Kühlschiff nach Hamburg transportiert. Von dort sind sie in Kühl-Lastwagen in verschiedene Städte weitergereist. Viel Energie blieb auf der Strecke. Und das alles nur, weil sich jemand eingebildet hat, es müsse in Schulkantinen ausgerechnet Ende September Erdbeerkompott geben?

 

Nein, wahrscheinlich hat sich das niemand eingebildet. Eher lag es daran, dass die Erdbeeren trotz der gigantischen Reise und der elendslangen Kühlkette ein Schnäppchen waren, jedenfalls billiger als ein Kompott aus heimischem Obst.

 

Ein ähnlicher Irrsinn spielt sich in Norddeutschland ab: Die Nordseekrabben müssen, weil sie Schalen tragen, geschält („gepult“) werden. Da dieses Schälen teuer ist, werden die Krabbben per Kühlwagen nach Marokko transportiert, dort gepult und anschließend wieder nach Norddeutschland gebracht. Warum? Weil es billig ist.

 

Sind das nicht Beispiele dafür, dass der Markt einen strengeren ökologischen Rahmen braucht und der Faktor Arbeit entlastet werden muss?

 

(Textteile entnommen aus: Kolumne "Aufgespießt" von Ali Grasböck in den Oberösterreichischen Nachrichten)