Warum „bio“?

 

Eine Studie der Stanford-Universität in Kalifornien kam 2013 zu dem Ergebnis, dass Bio-Lebensmittel kaum oder gar nicht gesünder sind als Lebensmittel aus herkömmlicher Landwirtschaft. Einziger Vorteil der Bio-Lebensmittel sei die geringe Pestizidbelastung. Außerdem scheine es Hinweise zu geben, dass biologisch gezüchtete Hühner und Schweine weniger antibiotikaresistente Bakterien aufweisen.

 

Weniger Reste synthetischer Spritzmittel in der Nahrung – das ist doch ein wichtiger Grund, der für „bio“ spricht!

 

Natürlich gehört dazu, dass die Bio-Landwirtschaft nichts mit Gentechnik zu tun hat und in der Tierhaltung keine Antibiotika eingesetzt werden.

 

Der eigentlich wichtige Grund, sich für Bio-Lebensmittel zu entscheiden, ist der, sich für die Bio-Landwirtschaft einzusetzen.

 

Denn Bio-Landbau ist die einzige nachhaltige Form der Landwirtschaft. Der Bio-Landbau ist das Gegenmodell zur zerstörerischen industriellen Landwirtschaft, deren Kennzeichen riesige Monokulturen, Agrochemie, Bienensterben, massiver Einsatz von schweren Maschinen, Bodenverdichtung (die Folgen des abfließenden Wassers trägt die Allgemeinheit in Form von Überschwemmungen), Bodenerosion, Humusabbau, Massentierhaltung und „Hybridhühner“ sind (Hybridhühner sind entweder ausschließlich Legehühner oder nur Masthühner, sind zur Fortpflanzung unfähig und müssen daher immer wieder vom Massentierhalter zugekauft werden). Die industrielle Schlachtung von Tieren passt in dieses Muster.

 

Beim Bio-Landbau steht hingegen der Boden im Mittelpunkte der Bemühungen. Daher bedienen sich Bio-Bauern bodenschonender Ackerbaumethoden: Der Einsatz schwerer Maschinen wird weitgehend vermieden. Die Bedeckung des Bodens mit Pflanzenrückständen schützt ihn vor zu rascher Austrocknung und ermöglicht reges Bodenleben (z. B. Regenwürmer) und somit lockere, fruchtbare Erde. Fruchtfolge ist selbstverständliches Prinzip der Bio-Landwirtschaft. Synthetische Dünger sind im Biolandbau verboten. Es kommen nur natürliche Dünger zur Anwendung (stickstoffbindende Pflanzen wie Klee und andere Leguminosen, tierische Dünger …). Die Verbindung von Tierwirtschaft und Ackerbau ist ideal (ganz auf Fleisch zu verzichten ist somit nicht unbedingt ökologisch).

 

Mit Untersaaten erreicht man Mischkulturen („Beikräuter“ in den Getreidefeldern) und somit wirksamen Schutz gegen Schädlinge und Bodenerosion. Die biologische Tierhaltung ist flächengebunden. Das heißt, dort, wo Bio-Tiere gehalten werden, müssen auch ausreichend Bio-Flächen vorhanden sein, von denen das Futter gewonnen wird. Bio-Bauern verzichten auf Zukauf von Eiweißfuttermitteln aus Amerika.

 

Durch sparsamen Energieeinsatz leisten Bio-Bauern einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, denn sie setzten keine synthetischen Spritzmittel und keine Kunstdünger ein, für deren Herstellung hoher Energieaufwand nötig ist. Bio-Landwirte achten auf den Einsatz bodenschonender Geräte, um so das Bodenleben und damit die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.

 

Bio-Bauern sorgen auch deshalb für Klimaschutz, weil sie mit gezielter Fruchtfolge, durch Zwischenfruchtbau und dem Einarbeiten von Ernterückständen den Humusaufbau fördern.

 

Weitere positive Merkmale des Bio-Landbaus sind: Schutz des Wassers, Vermeidung von Bodenverdichtung und Bodenerosion, Biodiversität, artgerechte Tierhaltung, stressfreie Tierschlachtung,…

 

Die Bio-Konsumentinnen und -Konsumenten leisten einen Beitrag zum Klimaschutz, wenn sie nach dem Grundsatz „saisonell und regional“ einkaufen und dadurch lange Transportwege bzw. energieintensive Glashaus-Nahrungsmittel vermeiden. In der Regel sind solche Konsumentinnen und Konsumenten sich auch dessen bewusst, dass für die Fleischproduktion im Schnitt siebenmal so viel Ackerland notwendig ist wie für die Getreideproduktion. Täglicher Konsum von Fleisch ist daher unökologisch und unsozial, auch wenn es Bio-Fleisch wäre.

 

Bio- Konsumentinnen und -Konsumenten sind in der Regel auch sensibel, wenn es um das Unrecht in der Dritten Welt geht. Beim Kauf von Lebens- und Genussmitteln, für deren Herstellung nur wärmere Regionen geeignet sind, legen sie Wert darauf, dass diese aus fairer Produktion und fairem Handel kommen. Sie ergreifen Partei gegen internationale Konzerne, die die Existenz der Kleinbauern gefährden, sie enteignen, Landarbeiter brutal ausbeuten bzw. im Krankheitsfall sogar töten und Regenwälder schonungslos roden. Sie verurteilen es, dass z. B. Trockenmilch aus der europäischen Überproduktion auf der Basis von EU-Subventionen in Entwicklungsländern billig angeboten wird und dadurch den einheimischen Bauern geschadet wird.

 

Industrielle Landwirtschaft bringt kurzfristig höhere Erträge, macht aber von Kunstdüngern und synthetischen Spritzmitteln anhängig. Was mit dieser Art von Landbau angerichtet wird, zeigt sich daran, dass es Jahre dauert, bis ein Feld von der herkömmlichen Bewirtschaftung auf Bio-Landbau „umgestellt“ werden kann, um wieder Erträge hervorzubringen.

 

Klar ist, dass der Bio-Landbau noch nicht am Ende der Entwicklung angelangt ist. Forschung und Naturbeobachtung sind wichtig, um höhere Bio-Erträge erzielen zu können. Ebenso klar ist aber auch – gegen die Behauptung der Verfechter der herkömmlichen Landwirtschaft –, dass Welt-Ernährung auf Bio-Basis möglich ist.