13. Oktober 2010: Die Bahn-freundlichen Schweizer

 

Der Durchstich des 57 km langen Gotthard-Bahntunnels zeigt, dass die Schweizer seit Jahrzehnten ihre Bahnen großzügig und planmäßig ausbauen, währen wir in Österreich jahrelang über den Bahnausbau diskutieren und in unserer Kleinkariertheit über Projekte streiten. Zugegeben, der Brenner-Basistunnel wäre bloß eine Ausgeburt des EU-Wahns vom freien Warenverkehr kreuz und quer durch ganz Europa und womöglich ein Flop, wenn nicht durch eine hohe Autobahnmaut für Verkehrsverlagerung gesorgt wird.

 

Aber die Auseinandersetzungen über Bahnprojekte, die die innerösterreichische Vernetzung verbessern würden (Beispiel Semmering-Tunnel), sind total überflüssig. Während Österreichs Bahnen durch Versäumnisse glänzen und mit Rückständigkeit kämpfen, sind die Schweizer schon lange in der Lage, ihr Bahn-Angebot sukzessive zu verbessern.

 

Während in Österreich z. T. eine negative Einstellung zum System Bahn vorherrscht, die ÖBB Spielball der Politik sind und darüber gestritten wird, wie hoch der Bahnausbau mit öffentlichen Geldern finanziert werden soll, stehen in der Schweiz Bevölkerung und Politik zu ihrer Bahn und zu deren Ausbau – und man fährt in der Schweiz mit der Bahn. Während Österreichs Politiker vor der LKW-Lobby in die Knie gehen, bemauten die Schweizer ihren LKW-Verkehr auf allen(!) Straßen und noch dazu doppelt so hoch wie bei uns. Mit einem Teil der Mauteinnahmen bauen sie die Bahn-Infrastruktur aus.

 

In der Schweiz sind die gesetzlich verankerten Mindestbedienungsstandards im Öffentlichen Verkehr schon lange eine Selbstverständlichkeit, in Österreich sind sie noch immer nicht definiert, geschweige denn in der Nähe einer Gesetzwerdung.