12. Mai 2011: Anzengruber gegen Berlakovich

 

Wolfgang Anzengruber ist seit 2009 Vorstandsvorsitzender des Verbund-Konzerns, des größten Stromanbieters Österreichs. Der Verbund ist mit 51% im Eigentum der Republik Österreich.

 

Anzengruber hält nichts von der Energie-Autarkie, für die sich Umweltminister Berlakovich einsetzt.

 

Anzengruber: „Eine Politik der Autarkie hat noch niemals etwas gebracht. Sollen wir uns abschneiden vom grenzüberschreitenden Austausch? Obwohl alle ihn brauchen! Wozu haben wir die EU?“

 

Es klingt plausibel, was Anzengruber will: Erneuerbare Energien von dort, wo es sich rechnet. Das heißt, Strom von den vielen großen Windrädern im Norden, Sonnenstrom aus dem Süden, und die Alpen mit ihren Pumpspeicherseen als ausgleichende „Batterien“ Europas. Dafür plant der Verbund weitere Alpenspeicher und braucht starke Hochspannungsleitungen mit 380 kV, um den Strom zu den Alpen holen zu können bzw. ihn dann bei Bedarf als teuren Spitzenstrom in Europa verkaufen zu können. Da spielt es keine Rolle, wenn beim Fluss zu den Alpen auch Atomstrom mitfließt und dann, zu Wasserkraft-Strom „veredelt“, wieder in Europa verkauft wird.

 

Sonnenstrom aus dem Süden – heißt das etwa auch, Strom von Solaranlagen in der Sahara? Also aus politisch äußerst instabilen Regionen?

 

Warum sagt Anzengruber nicht, dass dieses Konzept keinesfalls dafür geeignet ist, von Atomstrom-Importen unabhängig zu werden? Warum unterstützen auch Ex-EU-Kommissar Fischer und Wirtschafts- und Energieminister Mitterlehner dieses Giganto-Konzept? Passt das zu dem EU-Grundsatz, dass jedes EU-Mitglied für seine Energiepolitik weitgehend selber verantwortlich ist?

 

Ganz anders Umweltminister Berlakovich: Er verteidigt mutig seinen Weg in Richtung Energie-Autarkie. Wir gratulieren ihm zu seinen Mut und wünschen ihm viel Durchhaltevermögen.