15. Dezember 2015: Interview mit Umweltpionier Wolfgang Pekny

 

Der Gründer der Initiative www.footprint.at und langjährige Mitarbeiter von Greenpeace wurde im Ö1-Mittagsjournal vom 14. Dezember 2015 von Moderator Hubert Arnim-Ellissen zu wichtigen Klimaschutz-Themen befragt. 

 

Der Moderator ersucht Wolfgang Pekny, drei Punkte zu nennen, mit denen jeder persönlich sofort anfangen kann, die Treibhausgasemissionen zu senken. Pekny antwortet spontan: „Weniger Fleisch essen, Autos mit Verbrennungsmotoren vergessen! Jährlichen Urlaubsflug dreimal überdenken, Lebensflugkilometer dramatisch reduzieren!“

 

Pekny bedauert, dass es so lange dauern musste, bis es endlich zu einem ernst zu nehmenden Klimaschutz-Abkommen kommen konnte und „die Menschheit insgesamt einmal eingesteht: ‚Da muss man was tun.’ Wer freilich der ‚man’ ist, der was tun soll, da ist man sehr zurückhaltend.“

 

Zum Thema „Fleischessen“ meint Pekny, dass man nicht total auf tierische Produkte verzichten müsse, sondern dass Halbierung auch schon „ein unglaublicher Beitrag“ sei, denn wenn wir Tiere füttern, „müssen wir fünf- bis zehnmal so viel Kalorien, so viel Energie eingeben, als wir dann rauskriegen.“ Er weist auf die Bedeutung der Preispolitik hin und plädiert für die Einpreisung der Klimafolgen, also für Kostenwahrheit. Das heißt, er ist für Verteuerung von Fleisch.

 

Darauf wendet der Moderator ein: „Aber Sie werden sich keine Freunde machen, wenn Sie verlangen, dass das Fleisch teurer wird…“

 

Pekny antwortet: „Ja, mein ersts Ziel ist nicht, dass ich mir viele Freunde mache, sondern dass wir Bewusstsein schaffen. Wir sagen Globalverstand. Und das heißt, begreifen, dass die Erde ja ein Raumschiff ist, und dass in einem Raumschiff oder auf einem Kreuzfahrtschiff der Ruf, „Rette meine Kabine!“, keinen Sinn macht. Ich kann nur den Kurs des Schiffes ändern. Die Kabine kann ich abdichten, zusperren (…) – aber wenn das Schiff auf Kollisionskurs ist, hilft’s mir nichts. Und in dem Moment, in dem ich verstanden habe, dass wir in einem Raumschiff leben, ist ja Rauchverbot in einem Raumschiff keine Einengung, sondern es ist eine Frage des gesunden Menschenverstandes.“

 

Weniger Fleisch zu essen, betont Pekny, habe nicht nur positive Auswirkungen auf das Klima, sondern sei auch gesünder und entlaste das Gesundheitssystem des Staates. „Das ist eine gute Nachricht und keine Bedrohung.“

 

Im weiteren Interview geht es um die große Bedeutung des öffentlichen Verkehrs und der Raumpolitik. Hingewiesen wird auch auf die Wichtigkeit einer ökologischen Steuerreform, die  aber nicht auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen werden dürfe.

 

„Unterm Strich wird unser Leben unangenehmer“, wendet der Moderator ein.

 

„Sicher nicht“, ist die Antwort von Pekny. „Was wir bekommen ist mehr Zeit, wenn wir Tempo herausnehmen aus unseren Gesellschaften, weil wir ja grosso modo alles haben. Das gilt nicht für Afghanistan, für Afrika, auch nicht für Indonesien oder China. Aber wir, denen es schon gut geht, können Tempo herausnehmen.“

 

Damit spielt er auf die Wachstumsproblematik an. Er bedient sich dabei eines Vergleiches: „Ich tu ja auch mit meinem Buben nicht wettessen. Er wird täglich stärker, aber ich werde blad und krieg Diabetes. Als Erwachsene, als erwachsene Volkswirtschaft haben wir den Luxus, uns anders zu verhalten, sprich: Tempo herauszunehmen.“

 

 

Quelle: Radiosendung „Mittagsjournal“ auf Ö1 vom 14. Dezember 2015, 12.00 Uhr