7. November 2019: Droht uns der weltweite Klima-Notstand?

 

Mehr als 11.000 Wissenschafter haben untersucht, was die Staaten der Welt bisher für den Klimaschutz tun wollen. Ihr Fazit ist ernüchternd: Wenn sich nicht bald etwas grundlegend  ändert, droht „unsägliches menschliches Leid“.

 

Die Pläne der meisten Staaten für das Pariser Klimaschutzabkommen im Kampf gegen die Klimaerwärmung reichen nicht aus. Fast drei Viertel der 184 von den Ländern eingereichten Zusagen zum Einsparen von Treibhausgasen sind nicht ehrgeizig genug. Das geht aus einer Auswertung von fünf Wissenschaftern hervor, von denen vier auch schon für den Weltklimarat IPCC gearbeitet haben. Gemessen am Ziel, den Ausstoß klimaschädlicher Substanzen bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren, seien nur die 28 EU-Staaten und weitere sieben Länder auf Kurs.

 

Zeitgleich warnen 11.258 Wissenschafter aus aller Welt, darunter 118 aus Österreich, in einer gemeinsamen Erklärung vor einem weiteren Klima-Notstand. Wenn sich das menschliche Verhalten sowohl beim Treibhausgasausstoß als auch bei anderen den Klimawandel begünstigenden Faktoren nicht grundlegend und anhaltend verändere, sei „unsägliches menschliches Leid“ nicht mehr zu verhindern Leid“ nicht mehr zu verhindern, heißt es. „Wissenschafter haben eine moralische Pflicht, die Menschheit vor jeglicher katastrophaler Bedrohung zu warnen“, erklärt Co-Autor Thomas Newsome von der Universität von Sydney, Australien.

 

Im Pariser Klimaabkommen von 2015 haben sich fast alle Staaten der Welt das Ziel gesetzt, die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. So sollen katastrophale Folgen wie Hitzewellen und Dürren, extreme Niederschläge und Anstieg der Meeresspiegel eingedämmt werden. Doch die Realität sieht leider ganz anders aus: Geht es weiter wie bisher, liegt der Anstieg Ende des Jahrhunderts wohl bei etwa drei Grad – Tendenz steigend.

 

Weil schon länger klar ist, dass die nationalen Klimaschutz-Pläne nicht ausreichen, sollen sie alle fünf Jahre nachgeschärft werden. So ist für 2020 der Beschluss neuer Maßnahmen geplant. Und dennoch: „Die Zusagen sind schlicht viel zu wenig und zu spät“, weiß Co-Autor Robert Watson, der bis 2002 im Vorstand des Weltklimarats saß. „Sogar wenn alle Klima-Zusagen voll umgesetzt werden, erreichen sie nur die Hälfte dessen, was notwendig ist, um die Beschleunigung des Klimawandels im nächsten Jahrzehnt zu begrenzen.“

 

Dem globalen Aufschrei der Wissenschaft gegen die Katastrophe haben sich mehr als 100 heimische Top-Forscher angeschlossen. Aus erster Hand bekommt Mag. Christian Stefan die dramatischen Auswirkungen der Erderwärmung mit. Denn der Spitzenwissenschafter verfolgt auf den Wetterkaten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien den Klimawandel sozusagen in Echtzeit mit. „Alle Modelle und Berechnungen deuten darauf hin, dass die Menschheit auf eine Katastrophe zurast. Das sehen wir in Österreich daran, dass es immer dürrer, heißer, aber auch immer schneeärmer wird“, warnt Stefan als einer der Unteruzeichner des Klimaappells. Von den Verantwortlichen fordert er, „mit Maßnahmen keine Sekunde mehr zu zögern“. Per se sei er aber kein Optimist. Dennoch müsse alles versucht werden, das Ruder noch herumzureißen: „Wir brauchen einschneidende Maßnahmen auf allen #Ebenen. Auch jeder Einzelne ist gefordert.“

 

Das sieht auch Dr. Dominik Großkinsky vom Austrian Institute for Technology so: „Die Auswirkungen des Klimawandels sind aktuell, global und gesamtgesellschaftlich relevant. Handlungen sind dringend notwendig. Wir arbeiten an Öko-Lösungen im Bereich Bio-Ressourcen.“

 

Quelle: Kronen-Zeitung vom 7. November 2019