5. Mai 2017: E-Auto – Off-Board-System ist besser

 

von Heinrich Höbarth

 

Das System E-Auto zu Ende zu denken heißt, alle 4,8 Millionen Autobesitzer haben auf E-Antrieb umgestellt. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob das On-Board-System, also das E-Mobilitäts-System, bei dem sich die Batterie beim Aufladen im Auto befindet, überhaupt zukunftstauglich ist. Ich bin eher für das Off-Board-System, bei dem beides möglich ist, sowohl das (langsame) Aufladen im Auto als auch der schnelle Wechsel der Batterie. So würde sich das von E-Control vorgeschlagene, eher kontraproduktive Staffeln des Stromtarifs erübrigen.

  

Es ist zu begrüßen, dass sich zur Einführung des elektrisch betrieben Straßenverkehrs potente Partner finden, die zusammenarbeiten. So haben sich z. B. OMV und Verbundkonzern zu einer Kooperation entschlossen. Dabei sollte aber auch zielgerichtet vorgegangen werden und bedacht werden, dass ein System angepeilt werden sollte, das massentauglich ist. Denn nicht nur ein Teil der Autofahrer, sondern alle 4,8 Millionen Autobesitzer Österreichs sollten nach und nach auf E-Antrieb umsteigen können. Ist dafür das derzeit favorisierte On-Board-Systems (Batterie bleibt während des Ladevorgangs im Auto) das geeignete System?

 

Probleme des On-Board-Systems

 

Staus, Wartezeiten:

Trotz häufiger Nutzung der Bahn sollte es auch möglich sein, das E-Auto für den Fernreiseverkehr zu nutzen. Das heißt, die Dienste des E-Autos sind nicht nur für Kurzstrecken wichtig, sondern dieses Auto sollte auch fernverkehrstauglich sein. Auf der Basis des On-Board-Systems kann man aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass das „E-Tanken“ im Fernreiseverkehr trotz weit verzweigtem Ladenetz an so manchen Massen-Ladestationen an Autobahnen zu bestimmten Zeiten mit Staus verbunden sein wird und man mit deutlichen Reiseverzögerungen konfrontiert sein wird.

 

Mangelhafte soziale Verträglichkeit:

Viele würden das Problem der Reisezeitverlustes dadurch umgehen, indem sie für Fernreisen ein herkömmlich betriebenes Auto nutzen. Was ist aber mit jenen, die sich kein Zweitauto leisten können?

 

Stark schwankende Belastung der Stromnetze

Beim On-Board-System muss der Strom auch exakt zu den Zeiten geliefert werden, zu denen gerade sehr viele Batterien geladen werden, also der Bedarf hoch ist. Dies bedeutet enorme Belastungsschwankungen für die Netze und für die Stromerzeuger. Die Netze müssen für hohe Leistungen dimensioniert sein und die Speicherkapazitäten müssen enorm groß sein. Dazu kommt das Problem, dass gerade Strom von Wind und Sonne von vornherein mit Schwankungen verbunden ist.

 

Reaktion der E-Control:

Von der E-Control kommt der Vorschlag, dass jeder, der sein E-Mobil schnell mit Starkstrom aufladen will, mit einem höheren Stromtarif zu rechnen hat – nach dem Motto: “Wer das Stromnetz stärker belastet, soll mehr zahlen”. Wer also eine Spitzenleistung verlangt, soll einen Spitzenpreis zahlen. Wer hingegen mit gleichmäßiger und somit eher niedriger Leistungsdichte Strom für sein E-Auto bezieht, soll mit einem niedrigen Preis belohnt werden. Besteht hier nicht die Gefahr, dass ein solch gestaffelter Stromtarif den Umstieg auf E-Mobilität bremst?

 

Off-Board-System als Problemlösung

 

Die Lösung dieser Probleme ermöglicht das Off-Board-System: Die entladene Batterie wird bei einer Ladestation mit Hilfe eines Roboters überprüft und ohne großen Zeitverlust gegen eine geladene ausgetauscht. Die Ladestation ist zugleich eine Batteriezentrale mit einem großen Batterielager, das auch als dezentraler Stromspeicher fungiert.

 

Die derzeitigen Tankstellen sind eine bereits bestehende dezentrale Struktur für das Tanken und deshalb geradezu prädestiniert dafür, auch als Batteriezentralen zu fungieren, laufend Strom von erneuerbaren Quellen aufzunehmen, somit Leistungsspitzen weitgehend auszugleichen und zugleich die starken Schwankungen bei Wind- und Photovoltaikstrom zu glätten. 

 

Voraussetzung für dieses System ist aber, dass die Batterien der einzelnen Hersteller untereinander austauschbar sind (wie derzeit die Treibstoffe der verschienen Firmen genormt sind), sodass sich zuallererst die Hersteller bezüglich der technischen Daten der Batterien zu verständigen haben. Das heißt, dass die Herausbildung eines einheitlichen Industriestandards unerlässlich ist – wie überhaupt im Bereich der E-Mobilität die Standardisierung der Komponenten dringend erforderlich ist.

 

Als weiteres Speichermedium kann solar erzeugter Wasserstoff dienen. Mit dem Wasserstoff wird mit Hilfe einer Brennstoffzelle wieder Strom zum Antrieb des E-Fahrzeugs erzeugt. Hybrid-Autos mit Batterie für Spitzenlast und Brennstoffzelle für Bandlast könnten die Zukunft sein. Auch die Erzeugung von solaren Kohlenwasserstoffen ist durch Synthese von solarem Wasserstoff mit CO2 möglich.

 

Sozial und ökologisch verträgliche Batterietechnik

 

Ein funktionierendes Batterien-Recycling ist Voraussetzung für die ökologische Verträglichkeit des E-Autos. Ebenso wichtig ist, dass nur Batterie-Rohstoffe zum Einsatz kommen, bei deren Gewinnung strenge Umweltauflagen erfüllt werden und die ohne Ausbeutung von Menschen armer Länder bzw. ohne massive Natureingriffe verfügbar sind. Dass die Gewinnung von Lithium gar nicht so einfach ist, zeigt der folgende Link:

https://ksi.jimdo.com/aktuell/news/28-mai-2/