13. April 2011: Presseaussendung

 

OÖ. PLATTFORM KLIMA, ENERGIE UND VERKEHR

Zusammenarbeit von oö. Klimaschutz-, Energie- und Verkehrsinitiativen

Fabrikstraße 28, 4600 Wels

                                                                                         

                                                                                              

Strenge Auflagen und mehr Kontrollen beim Uran-Abbau notwendig

 

Österreich muss sich innerhalb der EU für einen Atom-Ausstiegsplan einsetzen.

Da es aber noch längere Zeit Atomkraftwerke geben wird, soll Österreich auch die Probleme beim Uranerz-Abbau thematisieren.         

      

Die Kerntechnik ist nicht nur mit unverantwortlichen Risiken verbunden, sondern bringt auch beim „Normabetrieb“ der Anlagen Gefahren und Leid über viele Menschen.

 

Die Probleme fangen schon am Beginn der Kernbrennstoff-Erzeugung an: Bereits beim Uran-Abbau und bei den folgenden Produktionsschritten werden in skandalöser Weise Arbeitskräfte gefährdet und ausgebeutet, die Anrainerbevölkerung enormen Gefahren ausgesetzt und die Umgebung zerstört.

 

Daher muss auf EU-Ebene erreicht werden, dass die Betreiber von Uran-Minen zum Schutz der Arbeiter strenge Auflagen zu erfüllen haben und dass diese Erfüllung häufig kontrolliert wird.

 

Der beiliegende Bericht von Frau Astrid Hynek informiert über die erschreckenden Missstände beim Uran-Abbau im Niger. Frau Hynek hat auf ihren Afrika- Reisen im Niger erlebt, wie skrupellos dort ein französischer Konzern mit Menschen und Umwelt umgeht.

 

Für die „Oö. Plattform Klima, Energie und Verkehr“

  

Heinrich Höbarth

(Plattform-Sprecher)

 

Tel.: 0664/4016102

 

 

1 Beilage

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Astrid Hynek

 

SCHRECKLICHE ZUSTÄNDE BEIM URANABBAU

 

Im Rahmen meiner Projektreisen in den Niger wurde ich von unserem Projektpartner 2006 das erste Mal nach Arlit eingeladen und musste zu meinem Entsetzen die schreckliche Situation in dieser Uranbergbaustadt feststellen.

 

Ich bin medizinisch technische Assistentin in Braunau und Obfrau des Braunauer Vereins „Freunde und Freundinnen von Aouderas“. Unser Projektpartner ist Almoustapha Alhacen mit seiner ONG Aghirin´man, der seit vielen Jahren in Arlit bei der Uran abbauenden Firma AREVA arbeitet, sich mit seiner ONG für eine Verbesserung der Situation in der Stadt einsetzt und deshalb schon öfter mit seiner Kündigung konfrontiert wurde.

 

Ich fahre jährlich in den Niger und kenne die Situation in Arlit sehr gut. Dort baut der französische multinationale Konzern AREVA seit 1968 Uran ab und hat die Bevölkerung von Anfang im Unklaren darüber gelassen, dass sie es mit dem Uran mit einer höchst gefährlichen, radioaktiven Substanz zu tun hat. AREVA hat den Leuten 1968 versprochen, aus Arlit ein zweites Paris zu machen mit Hotels, Restaurants usw. Stattdessen ist Arlit eine riesige staubige, isolierte Wüstenstadt geworden, in der nachhaltige, starke radioaktive Verseuchung in Luft, Wasser und Boden gemessen wird.  

 

Der Konzern hat bis 2006 100.000 Tonnen Uran abgebaut und 45.000.000 Tonnen zum Teil radioaktiven Abraumschutt rund um die Stadt aufgetürmt. Die AREVA hat durch den Bergbau, der zum Teil in Untertageminen stattfindet, das Grundwasser und damit das Trinkwasser der Bevölkerung kontaminiert. Der Konzern hat für die Aufbereitung des Urans bereits 270 Billionen Liter fossilen Wassers verwendet, das Millionen von Jahren braucht, um sich wieder zu regenerieren.

 

Die Bevölkerung bewässert die Gärten, in denen ihr Gemüse wächst, mit kontaminiertem Wasser und ist damit gezwungen, auch durch die Nahrungskette die Radioaktivität in sich aufzunehmen.

Auch die Luft in der Stadt ist stark radioaktiv verseucht, da der Wüstenwind den Staub der riesigen Abraumhalden permanent über die Stadt bläst. Natürlich ist auch der Boden stark radioaktiv verseucht. An den Straßen, die aus Schutt aus den Minen gebaut sind, wurde von Greenpeace eine Strahlung gemessen, die 500x höher ist als der Normwert.

 

Heute baut die AREVA im Bergwerk von Somair im Tagbau 5.600 t Uran jährlich ab, bei der Cominak untertags 6.700 t. Die Minenarbeiter trugen bis vor kurzem keine Schutzkleidung und keine Atemschutzmasken bei ihrer Arbeit. Es gibt in Arlit an den Straßen Märkte, an denen die Arbeiter kontaminierte Altmetallteile aus den Minen kaufen können, aus denen sie Kochtöpfe zur Zubereitung ihrer Nahrung klopfen oder sich daraus ihre armseligen Behausungen machen.

 

Durch den Uranabbau kommt es zum gehäuften Auftreten von Krankheiten: Atemwegserkrankungen wie Silikose, Krebsfälle wie Leukämie, Knochenkrebs, Lungenkrebs, zu Missbildungen von Kindern, gehäuftem Auftreten von Morbus Down usw. Die AREVA leugnet ihre Schuld an diesen Erkrankungen. Die Ärzte, die an den zwei Krankenhäusern der Stadt arbeiten, die von der AREVA betrieben werden, sagen, diese Krankheiten seien normale Erkältungskrankheiten oder seien auf AIDS zurückzuführen.

 

Aus diversen Treffen mit Bewohnern anderer Länder, in denen Uran abgebaut wird, wie Australien, Kanada, Südafrika, Kasachstan, Namibia, Kongo usw., weiß ich, dass dort genau die gleichen Zustände herrschen. Fast ausschließlich findet der Abbau in Gebieten armer Bevölkerungen statt, die nicht die Möglichkeit haben, sich effektiv dagegen zu wehren.

 

Der Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt, die AREVA verdient jährlich eine Milliarde Euro am Uranabbau, aber das Land versinkt in Armut. Die meisten Leute im Niger kennen keine Elektrizität, sondern sitzen abends bei ihrer Petroleumlampe.

 

Besonders heute, da wir mit den Folgen des Reaktorunfalls in Japan konfrontiert sind, ist der

Hinweis auf die Problematik des Beginns des „Urankreislaufs“ wichtig.